Leserbriefe

Am 23.02.2019 wurde folgender Leserbrief in der WR und auf unserer website in der ungekürzten Version veröffentlicht

Zu den grossen städtebaulichen Sünden der Vergangenheit gehört die vollständige, frühere Bebauuung des Herrengartens, eine Freifläche, die wir noch dem Fürsten Johann-Moritz zu Nassau-Siegen zu verdanken haben. Der grössere Teil des Grunstücks gehört lt. Liegenschaftskataster der “ Herrengarten-Grundstücksgesellschaft GmbH, gebildet von der Sparkasse Siegen, sowie den Bauunternehmen Quast und Runkel, auftretend in ähnlicher Zusammenstellung beim Erwerb von “ Karstadt „nebst Grundstück. Hier ensteht mit einer Teilfläche des Schlossplatzes, der Hörsaal der UNI-Siegen ( Campus-Altstadt ). Ein neuer barrierefreier „Karstadt-Steg “ wurde als Verbindung von Kölner-Str. um Schlossplatz von der Fa.Quast kürzlich fertiggestellt. Der Ewerb des ehemaligen Stadtkrankenhauses erfolgte durch die Bauunternehmen Quast, Runkel und Hundhausen. Es entstanden Räume für die UNI, Arztpraxen, sowie ein Studierenden-wohnheim; alles bestens vermietbar. Am 17.2.2016 berichtete die SZ, dass die UNI-Stadt Siegen eine Teilfläche (ca.500 qm) der „Bahnhofs-Arkaden GmbH“ ( Sparkasse,  Quast, Runkel ) zum Kauf anbieten wolle. Diese Teilfläche hat die Stadt früher mittels Vorkaufsrecht erworben, um dort zu gegebener Zeit wieder eine Grünfläche zu schaffen. Mit dem Verkauf verliert die Stadt Einfluss bei der Umgestaltung der vorhandenen Bebauung.Zumindest diese Fläche könnte dann eine kleine, grüne Insel werden. Unverständlich ist allerdings, dass, nach Bericht der SZ v. 18.2.2016,  die Bahnhofs-Arkaden GmbH nunmehr bereit sei, ihren Anteil an die Stadt Siegen zu veräussern. Hier geht einiges durcheinander. Für Klarheit sorgte der Stadtentwicklung-sausschuss, der, nach Bericht der WR vom 19.2.2016, die Verwaltung beauftragte, Kosten für den Erwerb der Arkaden-Fläche, für den Abbruch der Gebäude und für eine neue Gestaltung als Grünfläche zu ermitteln. Auch soll untersucht  werden, ob Stadt und Arkaden GmbH gemeinsam, einen Teilabriss und Teilbegrünung durchführen könnten. Eine schöne Parkanlage „mitten in der Stadt“ ist seit Jahren der Wunsch vieler Bürger und würde eine schöne Ergänzung zu den „neuen Ufern“ sein. Man sollte jetzt die Gelegenheit nutzen und nichts unversucht lassen, das Ziel endlich zu erreichen.Bleibt nur Wege aufzuzeigen, die die Finanzierung sichern. Eine „Stiftung Herrengarten“ der Sparkasse wäre so ein Weg. Die Gewährung von Landesmitteln müsste sofort untersucht werden. Eine Umschichtung der Mittel für die Erweiterung des Parks am Oberen Schloss wäre ein weiterer Weg. Hier könnte zunächts die Jugendherberge stehen bleiben und für die dringende Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden. Noch einige Bemerkumgen zu “ den neuen Ufern “ : Die Uferböschungen an der Gebr.- Busch-Str. hätten viel mehr Grün und weniger weisse Betonstufen ( -Treppen ) erhalten sollen. Weniger Stein und dafür mehr Grün hätten womöglich auch die Kosten gesenkt. Die Stufen sind njcht gefahrlos und erfordern viel Unterhaltungsaufwand. Im Winter müssen sie gesperrt bleiben. Die Edelstahlgeländer sind sehr schön und gut plaziert, aber auch gefährlich, da die Innenstäbe nicht senkrecht, sondern waagerecht verlaufen. Das reizt Kinder zu gewagten Kletterpartien. Warum sind die drei neuen F u s s g ä n g e r-Brücken in Überbreiten (vor allem die Siegbrücke) und damit erheblichen Mehrkosten errichtet?

Heinrich Rinsdorf, Weidenau

Zum Artikel der Siegener Zeitung “ Neuer Herrengarten in Aussicht“ vom 27.01.2016

Nach unserer Kenntnis bildet die Sparkasse Siegen den Hintergrund des Investors, der einen Teil der Herrengarten-Immobilie – zu unserer Überraschung – für eine Baumaßnahme erworben hat. Der andere Teil ist bereits Eigentum der Stadt Siegen, was wir nach der Öffnung der Sieg bisher als ersten Schritt für eine Platzgestaltung verstanden haben. Unmittelbar an die Sieg angrenzend könnte hier der wertvollste Platz neben dem des Unteren Schlosses entstehen. Zum Beispiel wäre eine öffentliche Grünanlage möglich, die besser zur Historie, zum Namen und zur umliegenden Bebauung passen würde. Die geöffnete Sieg würde um einen Höhepunkt bereichert und die Ufertreppe erhält den zum Maßstab der Anlage passenden Raum. Die den Herrengarten einfassende Bebauung steht zum Teil seit langem leer und würde sich nach dieser Aufwertung leichter belegen lassen.
Wegen der hohen städtebaulichen Bedeutung bitten wir die Beteiligten hiermit ausdrücklich um größtmögliche Transparenz und Einbeziehung der Öffentlichkeit bei allen weiteren Schritten. Nur dann kann der hier erforderliche Gemeinnutz erreicht werden, dem die Sparkasse gemäß öffentlichem Auftrag verpflichtet ist. Ein schöner Platz wäre ein Gewinn für alle…

Florian Afflerbach für die Arbeitsgruppe Stadtgestalt Siegen, Wilhelm-von-Humboldt-Platz 2, 57076 Siegen             28.01.2016

Ein neuer Herrengarten soll an neuen Ufern entstehen. Sehr gut! Aus meiner Sicht gibt es dabei zwei Fragen.
1. Warum sind bei jedem Bauprojekt in der Stadt Siegen die gleichen Verdächtigen beteiligt? Gibt es keine Ausschreibungen? Möchte ausser Quast-Runkel-Hundhausen-Sparkasse niemand in Siegen Geld verdienen? Das sieht jedenfalls von aussen betrachtet mehr als merkwürdig aus…
2. Warum der horror vacui in Siegen. Reißt diesen Betonfladen auf dem Herrengarten ersatzlos ab. Dann gibt es gute Sicht auf die Gebäude und auf 50 Doktoranden der Universität. Diese könnten dann gemeinsam mit den Uferläufern eine schöne Parkanlage nutzen. Die Parkanlage wiederum erhöht die Bewerbungschancen der Stadt Siegen auf die Landesgartenschau. Also verbindet die neuen alten Ufer mit einem neuen alten Herrengarten.

Dr. Richard Vogel, Berlin                            27.01.2016


Der Herrengarten soll neu gestaltet werden. Das ist eine gute Nachricht. Daher Dank an die Siegener Verwaltung, die einen Teil der Immobilie bereits im Besitz hat und damit Einfluss auf die zukünftige Planung hat, für diese vorausschauende Maßnahme. Nun gilt es mögliche Fehlentwicklungen zu verhindern, wie wir sie leider schon zu oft in Siegen erlebt haben. Natürlich und selbstverständlich hegt die Öffentlichkeit die Hoffnung, hier im Kontext mit den Siegterrassen nun die langersehnte Grün- und Freifläche erhalten zu können. Eine andere Lösung kann es doch im Hinblick auf die Vorarbeiten zu einer evtl. Landesgartenschau doch gar nicht geben, oder etwa doch? Sollten vielleicht sogar die Planungen wieder Wohn- und Geschäftsräume vorsehen und dem Profit den Vorzug geben? Das wäre fatal und ein Rückfall in althergebrachte Handlungsweisen zu Gunsten der Profiteure und nicht im Sinne des Gemeinwohls.

Herbert Bäumer, Siegen,    27.01.2016

 

 

Zum Artikel der Westfälischen Rundschau “ Attraktive Aussichten für den Herrengarten“ vom 05.02.16

“ Dem Herrengarten kommt eine ganz andere Bedeutung zu, als die städtische Geldanlage vorübergehend ein wenig günstiger zu gestalten oder zum Vorteil einiger weniger zu dienen. Er muß in erster Linie eine Stätte geistiger und körperlicher Erholung für uns und unsere Nachkommen werden.“(Auszug aus der Siegener Zeitung vom 24.03. 1912).

„Schon oft war der Herrengarten ein Politikum. Immer wenn es galt Häuserzeilen und Straßen zu errichten. 1911 hatte die Stadt drei Hektar des Herrengartens vom Fiskus gekauft und damit den Weg für das Leben geebnet, dass dem heutigen Geschäftsviertel seine betriebsame Note gibt“ (Auszug aus den Siegener Geschichten v. 1984).

Der Herrengarten entstand in der Regierungszeit des Fürsten Wilhelm Moritz (1679-1701). Vermutlich ging der Plan zu dieser Anlage auf Fürst Johann Moritz zurück, der in Kleve eine ähnliche Anlage errichten ließ.
Der Park war mit einer Mauer und einem großartigen Gitter umgeben und für die Siegener Bevölkerung nicht zugänglich.

Die große Anlage wurde am Fuße des Unteren Schlosses zu einem „Lustgarten“umgebaut. Weilburg und Berleburg bauten ähnliche Gärten und konnten diese bis zum heutigen Tag hinüber retten. Im Garten gab es u.a. eine Orangerie, in der seltene Pflanzen gezogen wurden. Der Bestand aus 1783 wies 19 Orangen und-Zitronenbäume, 23 Pomeranzen, 11 Lorbeer-Kirsch-Bäume, 1 großer Granatapfelbaum, Honigbäume und Zypressen auf. Eine Allee führte von dort zum Siegener Tiergarten.

In den letzten Jahrhunderten wurde der Garten leider immer weiter zugebaut. Nach dem 2. Weltkrieg enstand hier ein großer Parkplatz.

Oft haben die Stadtparlamente um diesen Platz gerungen, leider immer zu Gunsten des Commerce.

Jetzt ist es mal wieder soweit. Wir hätten die Chance ein weiteres Stück Lebensqualität im Herzen von Siegen neben dem neuen Siegufer zurück zu erlangen.
Eine Chance, aus der Geschichte des Herrengartens zu lernen.

Christiane Luke, Siegen 10.02.2016

Der nachfolgende Leserbrief wurde in der WR nicht vollständig gedruckt. Die nicht gedruckten Passagen sind durch ein kursives Schrift bild kenntlich gemacht:

Alle Achtung: „Charmante Lösung für den Herrengarten?“

Leserbrief zum Bericht „Attraktive Aussichten für den Herrengarten“, WR/WP vom heutigen Freitag, 5. Februar 2016:

Alle Achtung: Ist das der entscheidende Durchbruch? Das neu kreierte Arkaden GmbH-Bauprojekt für den Herrengarten.

[[„Hübsch“ ausgedacht und „charmant“; einfach nur eine „charmante Lösung“ für das
Siegener Innenstadt-Areal, findet der WR/WP-Berichterstatter. Besser als in diesem
Immobilienmakler-Jargon hätte es auch der hauseigene Immobiliendienst der
Sparkasse Siegen nicht formulieren und verbreiten können.]]

Die Projektgesellschaft aus kommunaler Sparkasse mit Baufirmen Quast und Runkel, dem mittlerweile für Siegener Verhältnisse gewissermaßen schon traditionell wirkenden Bauprojekte-Geleitzug, dazu dem Siegener Bürgermeister Mues als „Co.“-Partner, dieser gleichzeitig auch Verwaltungsratsvorsitzender und damit oberster öffentlich-rechtlicher ‚Controller‘ der Sparkasse,  im Schlepptau, betreibt mit immer neuen baulichen ‚Standortkreationen‘ die innerstädtische Umgestaltung in der Stadt Siegen. Wo bleibt da eigentlich noch die Politik mit ihren gewählten Ratsvertretern? Was haben diese dazu zu sagen, sind sie daran beteiligt?
 [[Gibt es jetzt einen Sinneswandel bei der Ratsmehrheit? Der Siegener Stadtrat hatte mit  seiner schwarz-grün-gelben „Jamaika“-Mehrheit im Sommer 2013 offenbar in Ferienlaune und bei Abwesenheit des wegen hoher Kostenerwartungen gegen die Herrengarten-Pläne  eingestellten damaligen Stadtkämmerers Baumeister, den oberen 1/3-Teil der Herrengarten-Bebauung erworben – mit der Absicht, auch die überbaute 2/3-Restfläche noch zu erwerben, um dann nach dem kompletten Abriss eine begrünte Parkanlage auf dem (laut Stadt-Kataster) rund 3 500 qm großen Areal zu errichten. Für den weiteren Erwerb fehlte dann wohl das nötige Kleingeld.

Für den Erwerb der Teilfläche (mit Reformhaus Bach) und der baulichen Sanierung und        Renovierung im Oberteil dürften bereits annähernd 1,5 Mio. Euro aus der Stadtkasse in diesen Immobilienteil geflossen sein. Mindestens Gesamtkosten von 4 bis 5 Mio. Euro dürften für den Gesamterwerb der Herrengarten-Immobilien, deren Abriss und Anlage einer Grünfäche also bereits 2013  durchaus realistisch gewesen sein. Jetzt geht Bürgermeister Mues plötzlich von (Zitat – Bericht) „locker sechs bis sieben Millionen Euro Kosten“ aus. Hat die Ratsmehrheit jetzt umgedacht? Schöne Aussichten für die erhoffte Landesgartenschau.

Mittlerweile scheint der Siegener Verwaltungschef nicht nur einen Blick ins „Schwarzbuch“ des Steuerzahler-Bundes geworfen, sondern auch einen tieferen Einblick in die Stadtkasse  genommen zu haben und seine eigene Leuchtturm-Politik im Rathaus ernsthaft gefährdet zu sehen. Da kam dem Verwaltungsratsvorsitzenden der Sparkasse offenbar die finanzkräftige  Hilfe aus dem kommunalen Geldinstitut gerade recht.]]

Die Projektgesellschaften des Finanz- und Bau-Konsortiums Sparkasse-Bau Quast-Runkel-und Co., schießen inzwischen ja an allen möglichen Stellen im Innenstadtbereich mit ihren GmbH’s geradezu wie Pilze aus dem Boden.

Da fragt man sich als Siegener Bürger dann: Wer gibt in der Stadt Siegen eigentlich die städtebauliche Entwicklung vor, wer bestimmt an so markanten Standorten die innerstädtische Umgestaltung? Sind die Ratsgremien mit den gewählten Ratsvertretern bei dieser Entwicklung, wie jetzt bei den neuen Überlegungen um den Herrengarten, überhaupt einbezogen gewesen? Ersetzt das Projekt-Konsortium jetzt die Politik?

Aus den Auftritten der Siegener Stadtverwaltung und dem Selbstverständnis, das vor allem aus der Bürgermeisterei vertreten und munter gepflegt wird, ist ohnehin schon länger abzuleiten: Bürgermeister und Verwaltung bestimmen in der Stadt Siegen die Entscheidungen und Richtungsvorgaben der Stadtpolitik, nicht nur, was die städtebaulichen Maßnahmen betrifft. Und die gewählten Ratsmitglieder schauen und stimmen – zumindest in ihrer Mehrheit – meist nur noch zu, was vom Bürgermeister und der Verwaltung vorgegeben wird.

Was ist das für eine Entwicklung, die fast schon wie eine Abnicker-Mentalität der Politik daherkommt, und wo soll diese noch hinführen…

Karljürgen Reusch, Siegen 06.02.2016

„The same procedure as everytime ?“ fällt mir spontan ein, wenn ich den Artikel lese. – Die Herren Groos, Runkel, Quast und Co. wissen und bestimmen wieder einmal, was „attraktiv“ und gut ist für unsere Stadt.  „Keine Option“ ist, was andere dazu denken. Klar, ein freier Platz bringt ja auch keine Rendite und ist deswegen nicht so „schön“ und „attraktiv“ für die Herren und _ihre_ Stadt.

Eimo Enninga, Siegen 06.02.2016

Zum Artikel der Siegner Zeitung vom 01.09.2015 „Landesgartenschau weiter Thema“
Die mögliche Landesgartenschau ist eine große Chance für Siegen nach der Öffnung der Sieg weitere Schritte für eine attraktivere Stadt in die Wege zu leiten. Leider findet der Herrengarten in dem Konzept noch keine Berücksichtigung. Der Herrengarten sollte aus historischen sowie städtebaulichen Gründen und auch auf Grund des Namens bei der Bewerbung angemessen berücksichtigt werden. Die überregionale Presse hätte sonst wieder ihre „Freude“ an dieser Schwachstelle. Die Geschichte des Herrengartens wurde von Stadtbaurat Michael Stojan anläßlich seines erhellenden Vortrages über den Tiergarten aufgezeigt. Städtebaulich ist es mehr als offensichtlich, daß dieser Ort in direkter Nachbarschaft zur Siegtreppe nur eine Freifläche mit maximal einem Pavillon sein kann. Teile der Immobilie sind bereits Eigentum der Stadt – das sollte der Anfang sein jetzt über die „neuen Ufer“ hinaus zu gehen.

Christian Welter, Siegen 08.09.2015